fillTeaser   Essigälchen (Turbatrix aceti)

Essigälchen Wie LinkMikrowürmer gehören Essigälchen zu den Faden- bzw. Rundwürmern. Im Gegensatz zu Panagrellus redivivus kann Panagrellus sp. schwimmen. Daher auch der Name, weil die in sauren Flüssigkeiten, vornehmlich Essig, lebenden Würmer sich wie Aale mit kräftigen dorsolateralen Schwingungen fortbewegen.
Sie schlängeln sich wie ein "S" durch das Wasser.

Essigälchen ernähren sich von Bakterien und Pilzen in den Sedimenten nicht pasteurisierter Essiglösungen.
Sie sind kleiner als Mikro (bis ca. 2mm) und haben eine Lebensdauer von ca. 10 Monaten. In dieser Zeit bringen sie alle 8-10 Tage etwa 40 Jungtiere zur Welt.

Essigälchen In das Aquarium eingebrachte Essigälchen können einige Tage im Wasser überleben. Sie bewegen sich dabei meist auf/in dem Boden und auf Einrichtungsgegen- ständen, wo sie offenbar Bakterienrasen abweiden.

Wegen der relativ harten Hülle werden einige, sehr kleine Jungfische die Würmer nicht annehmen, allerdings mögen Garnelen sie umso lieber ;)

In selbstgemachtem, naturbelassenen Essig dürften sich durchaus einige dieser Nematoden befinden. Man macht sich die "anti-bakterielle" Funktion der kleinen Würmer zunutze. Dies war auch schon in früheren Zeiten so, was ein Auszug aus der "Zeitschrift für Gärungsphysiologie" aus dem Jahre 1919 belegt (Orleansverfahren = Verfahren zur Herstellung von Essig aus alkoholhaltigen Flüssigkeiten):

"Die Älchen wachsen beim Orleansverfahren in den Bütten so massenhaft, daß dicke Wülste am Rande der Flüssigkeit herausgekratzt werden können; auch in Trubtonnen in Brauereien geht die Älchenvermehrung so schnell vor sich, daß man nach einigen Tagen nur noch eine wimmelnde Masse auf der Truboberfläche wahrnimmt."

Hier auch noch ein älteres Zitat des niederländischen Naturforschers LinkAntoni van Leeuwenhoek (1632-1723) und zwar in einem seiner Briefe, in dem er u.a. über seine Beobachtungen mikroskopisch kleiner Lebensformen in Weinessig berichtete:

"Ich habe einige ehrenwerte Damen in meinem Haus gehabt, die auf die Beobachtung der kleinen Aale im Essig erpicht waren. Aber einige von ihnen waren nach dem Schauspiel so angewidert, dass sie sich schworen, nie wieder Essig zu benutzen."


Die folgende Zuchtanleitung stammt von LinkWolfgang Hösche, einem Aquarianer alter Schule:

Für den Ansatz, den Sie sich vorher bei einem anderen Aquarianer besorgt haben, nehmen Sie handelsüblichen Apfelessig (nicht chemisch behandelt) und Wasser 1:1 in ein Marmeladenglas. Dazu kommen einige Apfelstücke und 1/2 Teelöffel Zucker.
Diese Mischung wird dann mit ca. 20 % aus einer bestehenden Kultur geimpft. Zum Sauerstoff-austausch machen Sie mit einem Nagel einige Löcher in den Deckel und verschließen das Glas.

Nach einigen Tagen erkennen Sie im oberen Drittel des Glases eine weiße Wolke, das beweist, die Zucht läuft optimal. Nun kann ein Teil davon verfüttert werden. Das Absieben der Nematoden ist nicht so einfach, diese Tierchen sind sehr klein und sehr dünn. Die Länge beträgt ca. ½ mm, dadurch sind sie in der Lage, durch viele Maschen der feinsten Siebe zu schlüpfen. Ein Sieb von 30 µm ist meistens noch zu grob.
Ich nehme ein Blatt von einer Küchenrolle, falte es 2x und lege es in ein Artemia-Sieb. Dann schütte ich ca. 1/3 des Glases in mein vorgefertigtes Sieb und lasse die Flüssigkeit gut ablaufen. Danach gebe ich die Flüssigkeit wieder in das Glas zurück. Wenn Sie mit der Lupe diese Flüssigkeit betrachten, sehen Sie, wie viel Nematoden doch noch den Weg durch diesen Papierfilter gefunden haben.

Nun spüle ich das Papier im Zuchtbecken aus. Dass dabei noch Essigwasser in das Zuchtbecken kommt, kann ich nicht verhindern. Durch Aquarienwasserwechsel muss ich den Säurestand dann wieder regulieren.

Aber auch nur für 2-3 Tage, solange halten sich die Nematoden im Aufzuchtbecken (eigene Erfahrung), wenn sie nicht vorher schon gefressen worden sind. Diese Kulturen kann man ruhig einige Monate unberührt lassen (Probe 14 Monate), sie sind dann immer noch aktiv.

Nährwert der Frischsubstanz
Wasser N.N. Essigälchen
Protein (Eiweiss) N.N.
Fett N.N.
Vitamine -
Ballaststoffe vorhanden -
Wertigkeit mittel

 

Weiterführende Seiten :
http://de.wikipedia.org/wiki/Essig%C3%A4lchen
http://www.osnanet.de/tegelhuetter/futter10.htm
 

(ib)

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