fillTeaser   Entkapselte Artemia

Seit geraumer Zeit wird auch im Aquaristikbereich vermehrt dazu übergegangen, statt Artemia-Eier aufwändig auszubrüten sogenannte "entkapselte Artemia" zu verfüttern.

Diese wurden durch ein besonderes Verfahren, welches lt. H. Dohse (DATZ 9/1978, S. 320) von Prof. Persoone und Dr. Sorgeloos an der Universität Gent/B entwickelt wurde, von ihrer äußeren Schale, dem unverdaulichen Chorion, befreit so dass nur noch die ungeschlüpften Nauplien in ihrer Eihaut übrigbleiben. Sie stehen in dieser Form direkt für die Verfütterung zur Verfügung.

Nährwert Die Nauplien enthalten sehr viel Vitamin C und Canthaxanthin, eine Carotin-Form. Desweiteren finden sich in den entkapselten Cysten viele essentielle Fettsäuren.
Außerdem ist der reine Nährwert etwas höher als bei geschlüpften Artemia, weil durch den Schlupf und die ersten Lebensstunden keine Energie (Fett) verbraucht wird.

Die nebenstehende Grafik von Dr. Kohlmann stellt eindrucksvoll dar, dass es zwischen entkapselten und geschlüpften Artemia so gut wie keinen Unterschied bezüglich der Wertigkeit bei der Aufzucht gibt, sehr wohl aber zu normalem Trockenfutter (Flocken, Granulat etc.).

Einige Infos hierzu finden sich auch in Fischer und Teichwirt 9/1996, S. 354 ff, Dr. Kohlmann/Dr. Jähnichen: "Entkapselte Artemia-Eier als Starterfutter für Fischbrut" und in der DATZ 12/1998, Pawlitzki: "Entkapselte Artemia-Cysten als Aufzuchtfutter".

Weitere Vorteile:

  • Lange und problemlose Lagerung, wenn trocken und luftdicht verpackt
  • durch die Dekapsulierung werden die Cysten desinfiziert
  • auch entkapselte Artemia können bei Bedarf ausgebrütet werden, wobei die Schlupfrate infolge fehlender Schale durchaus steigen kann (trifft nur auf die recht teure, hochwertige Variante zu. Aus den inzwischen vielfach günstig angebotenen entkapselten Artemia schlüpft wenig bis gar nichts mehr - Massenware halt, die an Qualität eingebüßt hat) 
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Wie werden aber nun die Artemia-Cysten von der Schale befreit?
Hier wird meist eine seit langem bewährte Methode angewandt (nach Kosakowski, 1992).

Zuerst werden ca. 10g Artemia-Eier hydriert, sprich in Salzwasser eingeweicht. Hierzu benutzt man 3%ige Kochsalzlösung, wovon man ca. 1 Liter herstellt.
In 300ml davon werden die Cysten gegeben und ca. 60 Minuten bei ständiger Belüftung vorgeweicht. Danach werden die Cysten mittels Planktongaze gefiltert und mit normalem Wasser gespült.

In weitere 300ml Kochsalzlösung gibt man nun erst 5g Natriumhypochlorid (NaOCl) und dann unter Rühren die Artemia-Cysten.
Jetzt wird nach und nach 3,3ml 40%ige Natriumhydroxidlösung (NaOH, Ätznatron) zugegeben und solange gerührt, bis sich die Cysten von braun über weiß langsam orange verfärben (ca. 5 - 10 min).

Sind sie orange, muss alles schnell gehen, um eine Zerstörung der Eihülle zu verhindern.
Die Artemia durch Planktongaze gießen und unter klarem Wasser abspülen, bis kein Chlorgeruch mehr wahrnehmbar ist.
Die gespülten Eier in weitere 300ml Kochsalzlösung geben, 0,5ml 1%ige Natrium-Thiosulfatlösung (Na2SO3) zum Neutralisieren hinzugeben und gut mischen.
Die Flüssigkeit abgießen und die entkapselten Artemia gut spülen. Jetzt können die Eier entweder sofort verfüttert werden oder an der Luft getrocknet werden, um sie einzulagern.

Wie man sieht, selbst zu entkapseln ist etwas aufwändig. Industriell werden Artemia-Eier gleich kiloweise entkapselt und kommen zu moderaten Preisen in den Handel, so dass man sich das ganze sparen kann ;)

Die benötigte Menge der getrockneten, entkapselten Artemiaeier einfach 20 bis 30 Minuten in normalem Wasser vorweichen, das Gefäß ab und zu schütteln oder umrühren, fertig.

Nährwert der (vorgeweichten) Frischsubstanz
Wasser 17-28 % entkapselte Artemia
Protein (Eiweiss) 56-60 %
Fett 19-24 %
Vitamine C , A
Ballaststoffe vorhanden ok
Wertigkeit hoch

Weiterführende Seiten :
http://www.rhusmann.de/aqua/dekapsel.htm
http://home.arcor.de/oliver.dietzel/artemia/entkapselteeier.htm
http://www.max-discus-dream.de/mddnew/ARTEMIA.HTM#top
http://www.austria-aqua.net/News-file-print-sid-73.html
 

 

Ein besonderer Dank gilt Dr. Klaus Kohlmann vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin für seine freundliche Unterstützung.

(ib)

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