fillTeaser   Kein Buch mit sieben Siegeln - UV-Klärer

uv_1Ein Reizthema in der Aquaristik ist nach wie vor der Betrieb von Geräten, die durch ihre vernichtende UVC-Strahlung Kleinorganismen im Wasser zu Leibe rücken, sogenannte UV-Klärer respektive UV-Entkeimer.

Die Wirkungsweise ist die, dass gefiltertes Aquarienwasser in einem geschlossenen Gehäuse an einem UVC-Brenner vorbeigeleitet wird, wodurch Bakterien oder Algensporen derart geschädigt werden, dass sie nicht mehr lebensfähig sind. Einer evtl. von ihnen ausgehenden Schadwirkung wird somit in einem gewissen Grad entgegengewirkt (Stichwort Algenblüte).
Entscheidend ist hierbei, dass es nicht darum geht, das Aquarium keimfrei zu machen, sondern die Keimzahl zu reduzieren. Dies wird oftmals falsch verstanden.

Aufbau

Der Einsatz - die Gründe und die Vorteile

Der Grund, solche Geräte einzusetzen, kann vielfältig sein. Dazu muss vorher in Bezug auf die "normale" Aquaristik folgendes gesagt werden:

  • Man kann mit einem UV-Entkeimer ein verkorkstes Aquarium nicht sanieren. Das Becken sollte sich schon in einem einwandfreien Zustand befinden, ein UV-Klärer kann dann unterstützend eingesetzt werden.
  • Ebenso sollten Anfänger die Finger von den Geräten lassen, wenn sie plötzlich mit vermehrtem Algenwachstum oder häufigen Erkrankungen der Fische konfrontiert werden. Hier muss erst einmal der Gesamtzustand überprüft und nach der Ursache für die Missstände gesucht werden. Evtl. Fehlhandlungen wie die Erhöhung des Nährstoffangebots durch zu reichliches Füttern bleiben sonst unerkannt.
  • Abgesehen davon ist ein UV-Klärer kein Wunderheiler, auch wenn so mancher Zoofachhändler dies behaupten mag.

UV-Klärer haben den Vorteil, die Keimzahl eines Aquariums in Form von Bakterien, Algensporen etc., die in Relation zur Wassermasse recht hoch ist (im Vergleich zu natürlichen Gewässern), zu verringern.
Das heißt nicht, dass das Becken keimfrei wird, dies wäre unnatürlich und ist nicht erstrebenswert. Die Keimzahl wird, Dauerbetrieb vorausgesetzt, auf einem relativ konstanten und niedrigem Niveau gehalten.
Ein intermittierender (Nachtabschaltung) bzw. sporadischer Betrieb ver- ursacht meines Erachtens mehr Schaden als Nutzen und ist daher z.B. nur für fotografische Zwecke, bei denen es kurzzeitig auf klares Wasser ankommt oder bei einer hartnäckigen Algenblüte akzeptabel.

Vielfach werden UV-Klärer auch in Zuchtbetrieben eingesetzt, wo es darum geht, eine möglichst keimarme Umgebung zur Verfügung zu haben. Bakterien besiedeln z.B. Eioberflächen oder Jungtiere, die dann, soweit es sich um pathogene Keime handelt, erkranken oder gar sterben.

Was passiert mit den "guten" Bakterien ?

Einer Behauptung, die oft aufgestellt wird, dass nämlich ein UV-Klärer nicht zwischen "guten" und "schlechten" Bakterien unterscheidet und sich daher negativ auf das Mikrohabitat auswirkt, kann nur bedingt zugestimmt werden.
Grundsätzlich ist diese Behauptung richtig. Nur muss man wissen, dass sich ein UV-Klärer nur die im Wasser freischwimmenden Keime vorknöpft. Die substratgebundenen Bakterien im Filter, Bodengrund, auf Einrichtungsgegenständen etc., also in den Biofilmen sowie die Bakterien im Belebtschlamm der Filter bleiben unbehelligt.

Somit bleiben die "wichtigsten" Bakterien eines Aquariums trotz UV-Bestrahlung erhalten. Bis auf einen geringen Prozentsatz, der gerade mal auf der Suche nach einem neuen Sitzplatz durchs Aquarium tingelt und sich fatalerweise für den UV-Klärer entscheidet ;)

Erhöhung des Nitritgehaltes durch UV-Klärer ?

Ebenso wurde schon verschiedentlich von erhöhten Nitritwerten nach Inbetriebnahme eines UV-Klärers berichtet. Dieser kann auftreten, muss aber nicht.

Dazu folgendes:

In solchen Fällen wurde meist die UV-Bestrahlung aus irgendwelchen Gründen temporär dazu- geschaltet, z.B. bei Algenblüte oder Wassertrübung. Die abgetöteten Organismen (z.B. trübende Einzeller) unterliegen einem Abbauprozess, der mit erhöhter Sauerstoffzehrung einhergeht. Gleichzeitig tritt logischerweise ein vermehrtes Stickstoffangebot auf, welches allerdings nicht in dem schnellen Maße von den Filterbakterien der Gattung Nitrospira zu Nitrat umgewandelt werden kann, wie es entsteht.
Die Entwicklung der Nitrospira ist hier nicht schnell genug, so dass nur eine teilweise Nitrifikation stattfindet. Dies erklärt den zeitlich begrenzten Anstieg des Nitritwertes.

Bei einem permanenten Betrieb eines UV-Klärers tritt dieses Phänomen nicht auf, da dann ein ausgewogenes Verhältnis der Nitratanten (wie Nitrospira oder Nitrococcus) zum Nährstoffvorkommen besteht.
Abgesehen davon würde im Falle eines ständigen Betriebs des UV-Klärers eine organische Trübung erst gar nicht entstehen ;)

Werden meine Fische Weicheier ?

Ein ganz klares NEIN!

Wie schon oben gesagt, das Aquarium ist nicht keimfrei! Die verbleibenden Keime halten die Wider- standsfähigkeit der Fische noch genug auf Trab.
Im Gegenteil. Durch die fehlende Bombardierung mit Keimen können die Tiere gut dagegenhalten, da sie sich nicht durch stetes Abwehren, und somit konstitutionell geschwächt, an ihrer Belastungsgrenze befinden. Eine Infektion durch eingeschleppte Erreger wird da schon eher weggesteckt als in einem sowieso schon keimbelasteten Becken.

Es ist in etwa vergleichbar mit Stubenhockern und Naturburschen. Der Stubenhocker in seiner muffigen Bude braucht bloß jemanden niesen hören, schon liegt er flach. Der Naturbursche, der nur draußen rumläuft und bei offenem Fenster schläft, lacht darüber.

Ich habe schon viele Fische gepflegt, bisher waren immer die die robustesten, welche aus keimarmen Becken kamen, während solche aus ungepflegten Becken mühsam aufgepäppelt werden mussten oder den Milieuwechsel erst gar nicht überlebten.

Die Technik

uv_2Wie funktioniert nun so ein Teil und was gibt es da alles zu beachten. Ein UV-Klärer besteht im wesentlichen aus einem wasserdichten Quarz- glaszylinder, in dem der Brenner steckt und aus dem diesen umgebenen, sinnvollerweise licht- undurchlässigen, Umströmungsgehäuse. Handelt es sich um Klärer mit Glasgehäuse, ist dies auch nicht schlimm, weil die UVC-Strahlung das Glas nicht durchdringt. Nur leuchtet es dann eben ziemlich hell.

Der Betrieb der UVC-Röhren erfolgt bei Netzspannung unter Vorschaltung einer Drossel zur Strom- begrenzung. Meist handelt es sich um ein Vorschaltgerät in Steckerform. Dies Teil ist kein Trafo! Die Ausgangsspannung beträgt ohne Last normale 230 Volt. Wenn die Röhre brennt, immer noch ca. 215 Volt (Mitteilung MCT Transformatoren GmbH).
Also nicht dran rumfummeln ;)

Das Wasser wird durch den Filtermotor bzw. eine separate Pumpe durch den UV-Klärer gepumpt, wo es den UVC-Brenner umfließt und dabei bestrahlt wird. Hierbei sollte aus Gründen der Effektivität der Abstand zwischen Brenner und Gehäuseinnenwand nicht zu groß sein, 10 - 15 mm sollten nicht überschritten werden.

UVC-Strahlung ist schädlich für Haut und Augen, daher sind die Geräte mit einem Sicherheitsschalter ausgestattet, der den Brenner beim Öffnen des Gehäuses ausschaltet, falls vergessen wurde, den Netzstecker zu ziehen.

Bei den Brennern handelt es sich meist um DeBary- (TL) oder Philips-Röhren (PL) in verschiedenen Leistungsstufen (s. Tabelle unten). Alle Röhren dürften inzwischen ausschließlich Plasma-Strahler mit einer Wellenlänge von ca. 254 nm sein. Die Röhren werden in den beiden Bauarten TL (ähneln den üblichen Leuchtstoffröhren, werden z.B. in Geräten der Fa. HW-Wiegandt eingesetzt) und PL (ähneln den Sockellampen, werden z.B. in Geräten der Fa. Tetra eingesetzt) hergestellt.

Zu beachten ist bei der benötigten Dimensionierung der UVC-Brenner der tatsächliche Wirkungsgrad, welcher sich eklatant von der aufgedruckten Nennleistung unterscheidet. Die Leistungsaufnahme ist ca. 3mal größer als die tatsächlich abgegebene Strahlung. Daher sind Geräte mit einer Nennleistung unter 11 Watt für die Aquaristik in den meisten Fällen unbrauchbar. Die folgende Tabelle stellt die entsprechenden Daten und Werte gegenüber:

 

Nennleistung;
Leistungsaufnahme
(Watt)
TL-Röhren (Angaben hw) PL-Röhren (Philips)
UV-Leistung (Watt) Wirkungsgrad (%) UV-Leistung (Watt) Wirkungsgrad (%)
5     1,1 22
6 0,085 1,4    
8 1,4 17,5    
9     2,3 26
10 1,9 19    
11     3,4 31
15 3,6 24    
18     4,7 26
30 9 30    
36 14 39 10,9 30
55     19,4 35
75 25 33    

 

uv_3 
Um die erwünschte Wirkung zu erzielen, kann man auf eine Näherungsformel von LinkNorbert Dörre zurückgreifen. So lässt sich dann in etwa die benötigte Nennleistung bestimmen, damit man nicht einen zu kleinen und schlecht wirksamen UV-Klärer anschafft. Ein paar Anhaltswerte sind in der unten abgebildeten Tabelle abzulesen.
(Beispiel: um eine Keimreduzierung von 50% bei einem Wasserdurchlauf von 500 l/h zu erreichen ist eine effektive Strahlungsleistung von 6,9 Watt nötig. Multipliziert mit 3 ergibt dies eine Mindestnennleistung des benötigten Brenners von 20,7 Watt).

 

Durchlauf Entkeimung
l/h max. 100% 50% 30%
300 8,3 4,2 2,5
500 13,9 6,9 4,2
1000 27,8 13,9 8,3
1500 41,7 20,8 12,5
2000 55,6 27,8 16,7


Beide Tabellen wurden freundlicherweise von LinkJörg Ohliger zur Verfügung gestellt.

Laufen diese Brenner, ob TL oder PL, im Dauerbetrieb, sollten sie nach etwa einem Jahr ausgetauscht werden. Die obige Abbildung zeigt einen 5W-Philips-Brenner, der nach 22 Monaten Dauerbetrieb (= ca. 15.800 Std.) das Zeitliche gesegnet hat.

Fazit

Ob ein UV-Klärer für sinnvoll erachtet wird oder nicht, kommt auf die Art der Verwendung an.
Fakt ist, dass durch seinen Einsatz die Wasserbelastung in Form von Bakterien, Algensporen und dergl. minimiert wird und dadurch das Aquarium den natürlichen Gegebenheiten ein Stückchen näher kommt.

Auf jeden Fall überwiegen m.E. die Vorteile eines solchen Gerätes, solange es zur Unterstützung eines funktionierenden Biotops genutzt wird.

Dazu noch mal ergänzend ein schöner Thread aus dem LinkForum der DCG Rhein-Main, der mich ein bischen ins Grübeln gebracht hat, da ich mich auch zu sehr auf die Werbung der verschiedenen Hersteller verlassen habe.


Die Abbildungen zeigen die UV-Klärer UV3000 & UV7000 der Fa. Tetra, 49304 Melle.

(ib)

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