Neolamprologus brichardi + N.pulcher sind eine Art
Jetzt ist es amtlich, Neolamprologus brichardi und N. pulcher gehören ein und derselben Art an.
Wissenschaftler haben diesen Beweis angetreten. Dieser wurde in der neuesten Ausgabe des Journals "Molecular Phylogenetics and Evolution" veröffentlicht.
Die Wissenschaftler überprüfen das Verhältnis zwischen der Zügelzeichnung, welche bisher als Unterscheidungsmerkmal zwischen N. brichardi und N. pulcher genutzt wurde und der molekularen Phylogenität des N. brichardi/N. pulcher-Komplexes anhand einer 443 Basis-Paar Reihenfolge der mitochondrischen Steuerregion innerhalb der DNA.
Es stellte sich heraus, daß die phylogenetischen (Phylogenetik=Lehre von Stammesgeschichte und Entwicklung der Lebewesen im Verlauf der Erdgeschichte) Rekonstruktionen die gültige taxonomische Trennung von N. brichardi und N. pulcher nicht unterstützten.
Auszug aus dem Journal:
"Die Verschiedenartigkeit farblicher Muster kann an zufälligen Prozessen oder an einer natürlichen oder geschlechtlichen Selektion liegen. Infolgedessen werden Ähnlichkeiten in den Farbmustern nicht immer allgemein geschlechtlich aufeinander bezogen, können aber aus konvergenter Entwicklung unter verschiedentlichem Selektionsdruck oder -antrieb resultieren.
Neolamprologus brichardi und Neolamprologus pulcher sind als zwei eindeutig unterschiedliche Arten beschrieben worden, die auf der Unterschiedung in der Anordnung zweier dunkler Streifen auf dem Operculum basierte. Unsere Studie verwendet DNA-Reihenfolgen der mitochondrischen Steuerregion, um zu zeigen, daß Verwandschaften von Haplotypen innerhalb der Steuerung unterschieden werden können, die auf dem Muster der Hauptfarbe basieren. Hier zeigt sich die wiederholte parallele Entwicklung von bestimmten Streifenmustern.
Der komplette Mangel an gemeinsamen Haplotypen zwischen Beständen von gleichen oder unterschiedlichen Phänotypen reflektiert das starke philopatrische Verhalten (= Rückkehr an ihren Geburtsort), vielleicht verursacht durch das kooperative Brutverhalten, in dem Nachkommen in der Geburtsgegend verbleiben und als Helfer dienen, bis sie zu anderen nahe gelegenen Brutstätten verdriften oder eine züchtende Position übernehmen. Übereinstimmende phylogeographische Muster zwischen N. brichardi/N. pulcher-Beständen und anderen felsenbewohnenden Cichliden zeigen, daß die gleichen Besiedlungwege durch sympatrische Arten (= gemeinsames Vorkommen nah verwandter Arten im selben geographischen Gebiet) vorgenommen worden sind und daß diese Wege durch Seeniveaufluktuationen in der Vergangenheit beeinflußt wurden."
Aufgrund dieser Resultate schlagen die Autoren vor, dass N. brichardi und N. pulcher, welche z.Zt. als zwei Arten geführt werden, zu einer einzigen zusammengefasst werden. Und zwar sollte N. pulcher als ältere verwendet werden.
(ib) Quelle:
Molecular Phylogenetics and Evolution
Band 45, Heft 2, November 2007, Seiten 706-715, ISSN 1055-7903
"Parallel evolution of facial stripe patterns in the Neolamprologus brichardi/pulcher species complex endemic to Lake Tanganyika"
Nina Duftner (1,2,3) Kristina M. Sefc (1), Stephan Koblmüller (1), Walter Salzburger (4,6), Michael Taborsky (5) und Christian Sturmbauer (1)
(1) Department of Zoology, University of Graz, Universitätsplatz 2, A-8010 Graz, Austria
(2) FAS Center for Systems Biology, Harvard University, 7 Divinity Avenue, Cambridge, MA 02138, USA
(3) Section of Integrative Biology, University of Texas at Austin, 1 University Station #C0930, Austin, TX 78712, USA
(4) Department of Ecology and Evolution (DEE), University of Lausanne, UNIL Sorge, Le Biophore, CH-1015 Lausanne, Switzerland
(5) Department of Behavioural Ecology, Zoological Institute, University of Bern, CH-3032 Hinterkappelen, Switzerland
(6) Zoological Institute/Evolutionary Biology, University of Basel, Vesalgasse 1, CH-4051 Basel, Switzerland