fillTeaser   Egeleier in Frostfutter einer Markenfirma

Seit geraumer Zeit häufen sich Meldungen über Egel in Aquarien nach Gabe von Frostfutter (rote Mückenlarven) einer bestimmten Firma. Diese bleibt hier allerdings ungenannt und wird durch ??? ersetzt, da dieses Phänomen durchaus auch auf andere Hersteller übertragbar ist.
Zudem ist es rechtlich nicht ganz unproblematisch, da ein direkter Nachweis kaum zu erbringen sein dürfte.

Egel gehören zu den Ringelwürmern und haben einen kräftigen, zusammenziehbaren und in 33 Abschnitte gegliederten Körper. Sie sind Zwitter, die ihre Eier in Kokons ablegen und saugen z.B. an Fischen oder Schnecken, je nach Art.
Die in einigen Fällen festgestellten Egel sind wahrscheinlich Alboglossiphonia heteroclita (0,5-1,5cm) oder Hemiclepsis marginata (1,5-3cm), beide sind einheimisch.
Leider gibt es kein perfektes Bildmaterial, so dass eine eindeutige Bestimmung kaum machbar ist.

Egel In den betroffenen Aquarien kam es nur vereinzelt zu Ausfällen bei Fischen, u.U. handelte es sich dann um bereits anderweitig geschwächte Tiere oder Zufälle. Übereinstimmend ist jedoch, dass in allen Fällen Garnelenbestände fast bis vollständig vernichtet wurden, nachdem offenbar durch o.g. Frostfutter Egelkokons in das Aquarium eingebracht wurden. In einem Fall hat es den 4 Jahre alten, auf etwa 200 Individuen angewachsenen, Bestand einer Aquarianerin dahingerafft :(

Zitat:
Ich habe das erste Mal das Frostfutter (Rote Müla) von ??? gekauft. Hab es aber nur in dem einen Becken verfüttert. Ansonsten ist nichts neues ins Becken gekommen auch keinerlei Veränderungen.
Kurze Zeit später entdeckte ich so ein Tier, dachte anfangs es wären Planarien. Bis Marion zu mir kam und sagte das sind keine Planarien sondern Egel.
Ab dem Tag, als diese Viecher in meinem Becken waren nahm die Anzahl meiner Garnelen drastisch ab. Innerhalb weniger Tage waren ca. 200 Garnelen weg!
(...)
Hab jetzt alle weg, weil ich das Becken komplett trocken gelegt habe. Eine Wurzel hab ich in der Badewanne liegen gehabt. Nach ca. 3 Minuten war die Wanne voller Egel, ca. 50 Tiere!!!!!
Zitat Ende.

Aufgrund der gehäuft auftretenden Fälle, deren weitere Gemeinsamkeit der Frostfutterhersteller ist, habe ich diesen angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten. Diese kam bereits nach 2 Tagen vom Fachtierarzt der Firma und wird im folgenden zitiert:

Sehr geehrter Herr Bertelmann,

zunächst vielen Dank für Ihren interessanten Hinweis. Egel der Gattung Hemiclepsis wie auch andere Egel kommen in Gewässern unserer Breiten vor. Daher kann ein Vorhandensein von Eiern dieser Gattung auch in verschiedenen Frostfuttersorten nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Da die von ??? verwendeten Futterorganismen aber vor der Frostung sorgfältig nach einem eigenen Verfahren gespült werden, können praktisch nur extrem geringe Quantitäten in das fertige Futter gelangen. Bisher konnten wir auch noch nicht klären, ob diese Egel nach der Schockfrostung überhaupt noch entwicklungsfähig wären.

Im Rahmen unserer eingehenden Produktkontrollen konnten wir niemals Egel oder deren Entwicklungsstadien feststellen. Diese Untersuchungsergebnisse werden durch die praktische Erfahrung untermauert, die durch die einschlägige Fütterungserfahrung mit ??? bei einem der größten europäischen Zierfischhandelsunternehmen gesammelt wurden.
Hier werden täglich zwischen 50 und 80 Tafeln der unterschiedlichsten Sorten ??? mit großem Erfolg verfüttert, ohne dass jemals ein einziger Fall von Egelbefall bei den Fischen aufgetreten wäre.

Da wir mit diesem Problem bisher niemals konfrontiert waren und daher keine eigene praktische Erfahrung zur Krankheitsentstehung und den Folgen bei Zierfischen vorliegen, haben wir bei Herrn Professor Dr. Steinhagen vom Fachgebiet Fischkrankheiten an der Tierärztlichen Hochschule Hannover nachgefragt, der vor einigen Jahren an Egeln bei Karpfen gearbeitet hat.

Er hat uns bestätigt, dass die Pathogenität von Egeln selbst bei kleinen Fischen und Brutfischen sehr gering ist, so dass zur Erzeugung von nur leichten Krankheitssymptomen bei 2 - 3 cm langer Karpfenbrut ein Befall mit mehr als 20 Egeln erforderlich war. Auch ihm waren in langjähriger Arbeit nie egelverursachte Fischverlustgeschehen vorgekommen.

Sollten Sie erneut von derartigen Fällen Kenntnis erhalten, wären wir über eine direkte Unterrichtung sehr dankbar, so dass wir entsprechende Untersuchungen einleiten können.
Gerne dürfen Sie diese Stellungnahme auch Ihren Forum-Teilnehmern und in anderen Diskussionsforen zur Verfügung stellen, insbesondere auch im Hinblick auf die grundsätzliche Unsicherheit bezüglich eines Egelbefalls im Aquarium. Zitat Ende.

Das Einbringen von Egeln respektive ihrer Kokons dürfte sich nicht nur auf rote Mückenlarven beschränken. Somit wäre es grundfalsch, einerseits diese eh schon schlecht dastehende Futterart noch mehr zu verteufeln sowie dies Problem pauschal auf den zur Zeit betroffenen Hersteller abzuwälzen.
Es verdeutlicht aber, dass selbst gute bis hohe Futterqualität ihre Risiken birgt. Wenn man bedenkt, wieviel Futter tagtäglich in die Aquarien wandert, ist die relativ geringe (bzw. bekannte) Befallrate im Vergleich zu dem Frostfutterausstoß der Hersteller noch im Toleranzbereich.

(ib)

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